Vera Lengsfeld Thu, 05/26/2016 - 21:06
Völkerverständigung
ist eine gute Sache, aber man sollte dabei niemals vergessen, mit wem
man verhandelt und mit welchen Regimen man es zu tun hat. In einem
aktuellen Fall in Sachsen könnte dies leider im Falle des neuen
Botschafter Vietnams Doan Xuan Hung und der deutsch-vietnamesischen
Zusammenarbeit passiert sein. Denn offenbar wird ernsthaft erwogen einen
DDR-Erinnerungsort mit staatsvietnamesischer Hilfe geschichtspolitisch
einseitig neu aufzubauen. Neben der Erinnerung an die Ausbildung von
vietnamesischen Kindern in der DDR würde hier, wenn es denn so umgesetzt
werden würde, offenbar ein völlig unkritisches Bild eines Massenmörders
demokratisch geadelt.
Und so geht die Geschichte, die man in der Sächsischen Zeitung nachlesen kann.
„Fast ehrfürchtig“, so schreibt Sven Görner in der
SZ am 19. Mai, hielt der vietnamesische Botschafter eine Bronzetafel mit
Patina in den Händen, die an ein Ereignis von vor fast 70 Jahren
erinnert. Im Sommer 1957 weilte der spätere Präsident Nordvietnams Ho
Chi Minh in Moritzburg bei Dresden zu Gast. Er besuchte vietnamesische
Kinder, die im damaligen Käthe-Kollwitz- Heim, heute wieder das
Diakonenhaus, lebten, um in der DDR ausgebildet zu werden. Viele dieser
Kinder waren später hochrangige kommunistische Funktionäre in ihrer
Heimat. In den vergangenen Jahrzehnten wurde der Ort immer mal wieder
von Vietnamesen besucht, die sich selbst noch heute „Moritzburger“
nennen. Zu DDR-Zeiten erinnerte eine Tafel an den Besuch von „Onkel Ho“,
wie der Diktator, so beteuert die SZ, auch heute noch „liebevoll“
genannt werde. Nach der Vereinigung geriet der „Gedenkort“ in
Vergessenheit. Als Besonderheit in Moritzburg wurden in jüngerer
Vergangenheit Schritte unternommen, den Ort attraktiver zu gestalten.
Im Zuge deutsch-vietnamesischer Kontakte erfuhren
diese Bemühungen jüngst offenbar massive Unterstützung. Der neue
vietnamesische Botschafter und staatsvietnamesische Unternehmer boten
ihre Hilfe an. Unterstützung erfährt diese Idee offenbar von der lokalen
Politik und dem CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Lämmel. Was dabei
ganz offenbar völlig unterschätzt wird ist, dass Moritzburg, das von
vielen Touristen besucht wird, im Endeffekt ein zum „Onkel Ho“ weich
gezeichnetes Bild eines Massenmörders präsentiert bekommen wird, wie es
zu DDR-Zeiten üblich war und in der modernen staatsvietnamesischen
Propaganda weiterhin gewaltsam durchgesetzter Standard ist.
Doch wer war Ho Chi Minh?
Hồ Chí Minh
Ho Chi Minh, Mitautor einer 1928 in Moskau
erschienenen Anleitung für kommunistische Aufstände, als deren
Erscheinungsort Zürich angegeben wurde, ist maßgeblich verantwortlich
für die grausamen Verbrechen, die von seiner Befreiungsarmee an der
südvietnamesischen Bevölkerung verübt wurden und für die Unterdrückung
Andersdenkender in seinem Land. Die vietnamesischen Lager standen in
ihrer Brutalität ihrem Urbild im Gulag nichts nach. Bis heute werden
Andersdenkende in Vietnam weggesperrt. Fraktionskollegen von Lämmel
haben Patenschaften für in Vietnam eingesperrte Blogger, für deren
Entlassung sie sich einsetzen, übernommen.
Uwe Siemon-Netto, der als Kriegsberichterstatter
die Einnahme der Kaiserstadt Hué während der Tet- Offensive 1968 als
Zeuge miterlebte, zeichnet ein ungeschöntes Bild der Kriegsführung von
‚Onkel Ho’s Truppen:
Als sein Militärkonvoi die Stadt erreichte, die vom
Vietcong erobert worden war, mussten die Fahrzeuge häufig halten, weil
hunderte Leichen auf den Straßen lagen.
An den Verletzungen war deutlich zu erkennen, dass
es sich um Opfer von Massenerschießungen aus nächster Nähe handelte,
überwiegend Frauen und Kinder, festlich gekleidet für das vietnamesische
Neujahrsfest.
Wie sich bald darauf herausstellte, waren die
Erschossenen noch glücklich dran gewesen. Viele Menschen waren lebendig
begraben worden. Siemon-Netto sah am Rande eines Massengrabes frisch
manikürte Finger aus dem Boden ragen.
Trotz aller Grausamkeit der Vietcong wurde der
Krieg militärisch nicht von ihnen gewonnen. Wie kam es, dass die
militärischen Verlierer am Ende die Sieger waren und Vietnam unter ihrer
kommunistischen Knute vereinigt wurde?
Es war ein Sieg ihrer Propaganda, den sie mit ihren
willigen Helfern im Westen erringen konnten. Es war der erste Krieg,
der nicht militärisch, sondern an der Medienfront entschieden wurde.
Westliche Intellektuelle, wie John Kenneth
Galbraith, Jean Paul Sartre oder der westdeutsche Vietcong-Propagandist
Erich Wulff, der 1968 nur deshalb nicht der DKP beitrat, um seine
Professur in Hannover nicht zu verlieren, beeinflussten maßgeblich die
öffentliche Meinung, indem sie die kommunistischen Verbrechen blind
ignorierten und die amerikanischen Gräuel, die es natürlich auch gegeben
hat, in den Focus rückten, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich nicht
um ein amerikanisches Prinzip, sondern um dessen Verletzung handelte.
Die Propaganda wird bis heute fortgesetzt. In der
deutschen Wikipedia findet man kein Wort über die Verbrechen des
Vietcong, dafür einen Hinweis darauf, dass die Studenten 1968 mit
Sprechchören wie Ho, Ho, Ho Chi Minh auf die Straße gingen und Bilder
von Massenmördern wie Pol Pot und Mao in die Höhe hielten.
Was ist in Moritzburg geplant?
Nun würde in letzter Konsequenz in Moritzburg ein
neuer Propagandaort entstehen. Die Wiederanbringung der DDR-Plakete ist
geplant, Erinnerungsbilder an das Kinderausbildungsheim hat der
Bürgermeister aus dem Archiv hervorgeholt und dem Diakoniehaus
übergeben. Diese sollen gezeigt werden. Von einer kritischen Einordnung
liest und hört man nichts. Aber zur Krönung haben die geldkräftigen
Unterstützer aus Vietnam eine tolle Idee: ein „kleines Holzhaus im
vietnamesischen Stil“ soll aufgestellt werden um z.B. die Fotos zu
präsentieren. Schließlich hat der liebe Onkel in einer Hütte neben dem
Regierungspalast campiert, so will es jedenfalls die Ho Chi
Minh-Huldingungslegende. Wenn dies alles so mit staatsvietnamesischer
Hilfe umgesetzt werden würde, kann man eigentlich nur von
Diktatorenhuldigung reden.
Und möglichst schnell so auch gehen, dann könnte
man den 70. Jahrestag des Besuchs von Ho Chi Ming in Moritzburg als
Eröffnungstermin nutzen. Dies wäre so letztlich die perfekte
staatsvietnamesische Propagandashow. Bislang bleibt ein öffentlicher
Aufschrei aus. Lediglich die kleine Gruppe der ehemaligen
vietnamesischen Boat-People wehrt sich gegen diesen Skandal.
Es wird eine Nagelprobe für unsere Demokratie sein,
ob es gelingen wird, dieses Vorhaben in dieser Form zu verhindern. Denn
dies geht weit über das richtige Anliegen der deutsch-vietnamesischen
Völkerverständigung und Kooperation hinaus.
Vera Lengsfeld
Hier können sie die Petition der Boatpeople unterstützen:
Hier können Sie sich über den wahren Verlauf des Vietnamkrieges informieren:
Thư phản đối dự án xây dựng khu tưởng niệm Hồ Chí Minh tại Moritzburg
Berlin, den 28.05.2016
Sehr geehrter Herr Andreas Lämmel,
wir sind auf den Artikel
„Auf den Spuren von Onkel Ho“ in der Sächsischen Zeitung vom 19.5.2016
aufmerksam geworden, in dem berichtet wird, dass der vietnamesische
Botschafter Doan Xuan Hung am 18.05.2016 auf dem Gelände des
Diakonenhauses in Moritzburg die Wiederherstellung und Erweiterung des
Ho Chi Minh Gedenkortes wünscht. In diesem Bericht wurde Ihr Name
ebenfalls erwähnt und lässt der Eindruck entstehen, Sie würden dieses
Vorhaben befürworten.
Erlauben Sie uns, zunächst unsere Sicht darzustellen.
Für die Vietnamesen, die
vor der kommunistischen Unrechtsherrschaft und Missachtung der
Menschenwürde geflüchtet sind und Zuflucht in Deutschland gefunden
haben, ist dieses Vorhaben ein großer Affront und ein Stich in die alte
Wunde.
Ho Chi Minh hatte den
Kommunismus nach dem Vorbild des Stalinismus und Maoismus in Vietnam
mit aller Macht eingeführt und ohne Rücksicht auf Verlust, sei es
Menschenleben oder Frieden des Landes.
Nach außen gab er sich als
Volksretter und Revolutionär, doch er verfolgte das Ziel, Vietnam
komplett unter die kommunistische Herrschaft zu stellen.
Unterdrückung und Terror prägten sein Vorgehen. Seine Maßnahmen dienten nicht dem Frieden des Landes, sondern hatten unsägliches Leid über die vietnamesische Bevölkerung beider Seiten gebracht. Nachstehend einige Beispiele:
Unterdrückung und Terror prägten sein Vorgehen. Seine Maßnahmen dienten nicht dem Frieden des Landes, sondern hatten unsägliches Leid über die vietnamesische Bevölkerung beider Seiten gebracht. Nachstehend einige Beispiele:
- in
Nordvietnam ließ er vom 1953 bis 1956 hunderttausende Groß-/
grundbesitzer samt Familienangehörigen im Rahmen der Landreform
grauenvoll foltern und töten.
- im
Rahmen der „Hundert Blumen Kampagne“ vom 1954 bis1960 (nach dem Vorbild
der „Kulturrevolution“ in China) wurden Schriftsteller, Komponisten,
Musiker, Künstler u.v.m. massenhaft verhaftet und erhielten
Berufsverbot. Zeitweise saßen bis 200.000 politische Gegner im
Straflager ein.
- Bei
der Tet-Offensive des Vietcongs in Hue (1968) wurden neben tausenden
getöteten vietnamesischen Zivilisten auch vier Deutschen exekutiert
(drei Ärzte Raimund Discher, Horst-Günther Krainick und seine Ehefrau
Elisabeth sowie Alois Alteköster).
Im Vietnamkrieg starben 3
Millionen Soldaten der Nordvietnamesische Armee (NVA) und 1,3 Millionen
südvietnamesische Soldaten sowie 2-4 Millionen vietnamesische
Zivilisten. 58.220 US Soldaten und 5.264 verbündete Soldaten waren
ebenfalls im Krieg gefallen.
Nach dem Kriegsende
(30.04.1975) herrschten weiterhin Unterdrückung und Terror in
Südvietnam. Männer, die unter der südvietnamesischen Regierung gedient
haben, wurden in Zwangsarbeits- bzw. Umerziehungslager deportiert
und eingesperrt. Deren Frauen und Kinder wurden aus ihren Wohnorten in
sogenannte „ neue ökonomische Zonen“ verbannt, wo sie praktisch vor dem
Nichts standen. Ca. 60.000 unerwünschte Südvietnamesen kamen ums
Leben. Die daraus folgende Fluchtwelle aus Vietnam erreichte den
Höhepunkt in den Jahren 1975-1982. Etwa 500.000 sogenannte „Boatpeople“
kamen auf ihrer Flucht im Meer um. Rund 1.218.000 Vietnamesen gelang
die Flucht, und sie ließen sich in über 16 verschiedenen Ländern
nieder.
Sehr geehrter Herr Lämmel,
in VN herrscht bis heute
noch das totalitäre kommunistische Regime, in dem die Menschenrechte und
die UN-Antifolterkonvention konsequent ignoriert werden.
Die vietnamesische
kommunistische Regierung versucht dennoch immer wieder ihren damaligen
Führer Ho Chi Minh im Ausland zu glorifizieren. 1990 scheiterte sie mit
dem Versuch, Ho Chi Minh als Persönlichkeit der Weltkultur zu ehren,
bei UNESCO (Paris)aufgrund des massiven Protestes der Freiheit liebenden
Vietnamesen.
In Hanoi ist das Mausoleum
von Ho Chi Minh aus unserer Sicht ein Schandfleck in Vietnam. Auf
Deutschem Boden, wo die Würde des Menschen im Grundgesetz verankert ist,
gibt es keinen Platz für die Ehrung eines Massenmörders bzw. eines
totalitären, kommunistischen Diktators.
Die Herrichtung und der
Ausbau des Ho Chi Minh-Gedenkortes in Moritzburg sind nicht nur eine
Ohrfeige für die Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in
Deutschland, sondern auch eine Missachtung und tiefe Beleidigung
gegenüber den vietnamesischen Opfern.
Mit diesem Schreiben
möchten wir Sie auf die Brisanz der geplanten Herrichtung des
Gedenkortes in Moritzburg im Zusammenhang mit Ho Chi Minh hinweisen.
Als Freiheit liebende
Bürgerinnen und Bürger in Deutschland wissen wir aufgrund unserer
geschichtlichen Herkunft die Werte der Menschenrechte, Freiheit und
Gerechtigkeit sehr zu schätzen. Wir sehen es als unsere Pflicht an,
diese Werte zu verteidigen und sie den nachfolgenden Generationen
vorzuleben, sowohl in Deutschland als auch in Vietnam.
Wir bitten Sie hierbei um Unterstützung und bedanken uns recht herzlich für Ihre Aufmerksamkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Dr. med. Hoang, Thi My Lam
Vorsitzende des Bundesverbandes der vietnamesischen Flüchtlinge in der Bundesrepublik Deutschland e.V.
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