Sehr geehrte
Regierende und Abgeordnete der demokratischen Staaten in der Welt und in der Europäischen
Union
Sehr geehrter Hr.
Generalsekretär der Vereinten Nationen
Sehr geehrte Freiheits-
und Menschenrechtsverfechter/innen
Btr.: Aufruf des vietnamesischen Volkes für sein
Selbstbestimmungsrecht
Sehr geehrte Damen
und Herren,
zweimal in der
Landesgeschichte muss das Volk Vietnams unter dem eisernen Vorhang erleiden.
Das erste Mal war im
August 1945, als die vietnamesischen Kommunisten den Kaiser Bảo Đại zur
Thronabdankung gezwungen haben. Damals hat Bảo Đại die volle Unabhängigkeit des
Landes gerade aus den Händen der japanischen Besetzer zurück gewonnen. Der
erste Vietnamkrieg wird oft als indochinesischen Krieg genannt, weil er sich
bis in die Grenze von Laos und Kambodscha verbreitet hat. Der Krieg kam zu Ende
mit dem Genfer Abkommen vom 20. Juli 1945. Das Genfer Abkommen teilte Vietnam
provisorisch in zwei Teilen, dem Norden und dem Süden, bei dem 17. Breitengrad.
Anstatt ein demokratisches Regime zu installieren, um, wie es im Abkommen
vorgesehen hat, der Bevölkerung die freie Wahl zur Wiedervereinigung des Landes
in zwei Jahren zu ermöglichen, haben die Kommunisten im Norden eine
stalinistische Diktatur errichtet, die das Nordvietnam in eine Blutlache mit
über einen hunderttausenden Toten durch eine barbarische und langandauernde
Agrarreform (1953-1956) versetzt.
Völlig erschrocken flüchteten
damals nahezu ein Million Nordvietnamesen nach Südvietnam. Sie nützten dabei
die dazu vom Abkommen gebotene Gelegenheit und verursachten damit einen nie da
gewesenen Exodus im Lande. Die machtbesessenen Kommunisten im Norden bereiteten
aber intensiv ihren Expansionsplan vor: den zweiten Vietnamkrieg zu beginnen,
um den Süden samt Laos und Kambodscha zu erobern. Das erste Friedenabkommen
wurde damit bald mit Füssen getreten und die vietnamesische Bevölkerung in die
zweite Tragödie hineingeführt, welche noch zwanzig Jahre andauerte (1956-1975).
Am 30. April 1975 übernahmen die Kommunisten
aus dem Norden die Macht über die Republik Vietnam (RVN) im Süden. Wiederum
haben sie damit das zweite Abkommen, die Pariser Vereinbarung vom 27. Januar
1973 zur „Beendigung der Feindseligkeit und Wiederherstellung des Friedens in
Vietnam“ und ihre Schlussakte vom 2. März 1973 vergewaltigt. Die beiden Dokumente
sind von ihnen im Namen der „Regierung der Demokratischen Republik Vietnams“
mit elf weiteren Regierungen – China, Frankreich, USA, Großbritannien, UdSSR,
Kanada, Polen, Republik Vietnam (Südvietnam), Ungarn, Indonesien und die Befreiungsfront
Südvietnams (von den Kommunisten im Norden gegründet und von ihnen ein Jahr
nach der Machtübernahme über Südvietnam selber aufgelöst) – unterschrieben. Vor
der Anwesenheit des Generalsekretären der Vereinten Nationen versicherten alle
Beteiligten darin ihren Beitrag „zur Beendigung des Krieges, Bewahrung des
Friedens in Vietnam, Respektierung der fundamentalen Nationalrechte der Volkes
Vietnams und des Selbstbestimmungsrechtes der südvietnamesischen Bevölkerung,
sowie zur Einhaltung des Friedens in Indochina…“.
Seit nahezu 40 Jahren
gedenkt das vietnamesische Volk immer wieder des tragischen Datums vom 30.
April 1975, des Zeitpunktes, wo das Land in einen riesigen Gulag – es erinnert
an das Netz der Arbeitslager in der UdSSR in den fünfziger und sechziger Jahren
des 20. Jahrhundertes - umgewandelt worden ist. Nach der „Befreiung“ des
Südvietnams wurden ein halbe Million Südvietnamesen: Beamte, Militär, Ärzte,
Journalisten, Schriftsteller, Geistliche… des „alten Regimes“ in die hunderten
vom Konzentrationslagers – die sog. „Umerziehungslager“ – gesteckt. Dort haben
tausende von ihnen wegen Erschöpfung, Misshandlung oder Folterung das Leben verloren.
Der durchschnittliche Lageraufenthalt beträgt acht bis 10 Jahren. Die
Gefangenschaft von Hr. Nguyễn Hữu Cầu, einem Offizier der südvietnamesischen
Armee, hat aber bis zu 37 Jahren gedauert. Er wurde gerade vor ein paar Wochen
entlassen! Im Vergleich zu seinem Fall würde die Haftzeit der berühmten Nelson
Mandela nur eine Schatte sein. In gleicher Zeit ist das Schicksal der
Bevölkerung außerhalb der Lager auch nicht besser. Jeder Bürger muss damit
rechnen, zu jeder Zeit verprügelt, festgenommen und inhaftiert zu werden und zwar
aus irgendeinem Grund, von der einfachen Kritik gegen die Politik der kommunistischen
Partei oder der Regierung bis zum friedlichen Protest gegen die ungleiche
Behandlung bei der Enteignung ihrer Ländereien.
Hunderte von solchen eklatanten
Fälle über Verletzung von fundamentalen Menschen- und Bürgerrechten wurden von
den Opfern selber und den verschiedenen Menschenrechtsorganisationen vor der Öffentlichkeit
der demokratischen Ländern, vor der Vereinten Nationen und neulich vor dem Rat
der Menschenrechte der Vereinten Nationen, in dem die Sozialistische Republik
Vietnams höchst ironischer Weise eine Mitgliedschaft gerade bekommen hat, geprangert.
Die neulich von Hanoi-Regierung bedingte Entlassung einiger illegal
inhaftierten Bürger nach mehreren Haftjahren war nur ein Versuch, die
internationale Öffentlichkeit zu täuschen, während sie ihre Unterdrückungspolitik
im Lande mit ungeminderter Härte fortführt. Wie kann man verstehen, dass die
vietnamesischen Bürger, die gegen die chinesische Expansionspolitik – gegen
dessen militärische Okkupation über die Paracel- und über einen Teil der
Spratley-Inselgruppe, beide gehören seit Jahrhunderten zu Vietnam - auf der
Straßen demonstrierten, von den derzeitigen Machthabern unterdrückt und sogar
verfolgt wurden?
Das ist zu viel. Wir
können es nicht mehr ertragen. Solcher staatliche Terrorismus muss beendet
werden. Überall im Lande, vom Norden bis zum Süden, haben nun Bauern mit Stadtbürgern,
Arbeiter mit Intellektuellen, junge Studenten mit alten und bereuten
kommunistischen Kadern, enttäuschte Generäle mit Offizieren der derzeitigen
Armee in Ruhestand, Priester, Pastore und buddhistische Mönche ihre Stimme
erhoben, um gemeinsam Freiheit und Demokratie zu erkämpfen. Mehr als je zuvor
hat sich das ganze Volk Vietnams dafür entschieden, sein heiliges Recht auf
Selbstbestimmung aus den Händen der kommunistischen Machthaber zu entreißen und
es ist absolut bereits, dafür jegliches Opfer zu akzeptieren. Ganz genau weiß es,
dass Freiheit nur mit seinem eigenen Blut erkämpft werden kann. Es vergisst
aber auch nicht, dass die oben erwählten Mächtigen dieser Welt dem vietnamesischen
Volk gegenüber Verpflichtungen haben, indem sie dafür sorgen müssen, ihrem
Engagement in der Pariser Vereinbarung: „die Einhaltung der fundamentalen
Rechte der Bevölkerung Südvietnams auf Unabhängigkeit, Souveränität, Einheit
und territoriale Unversehrtheit zu garantieren…“ Folge zu leisten. Dieses
Engagement muss immer wieder erinnert werden, denn ein internationales Abkommen
leidet von keinerlei Beschränkung durch Zeit und verliert keine Gültigkeit aufgrund
des ununterbrochenen Widerstandes der Bevölkerung. Die Vietnamesen sowohl im
Inland als auch im Ausland erheben unaufhörlich ihre Stimme gegen ihre
kommunistischen Machthaber, sie prangen öffentlich und ständig über deren
Verletzungen der Pariser Vereinbarung.
Natürlich müssen alle internationalen Abkommen
eingehalten werden. Wenn diese Basisregel des internationalen Rechtes nicht
respektiert wird, würde unsere Welt unvermeidbar in Chaos und chronische
Instabilität geraten; die Mächtigen würden dann die Herrschaft übernehmen,
sowohl auf individueller als auch Landesebene.
Sehr verehrte
Regierende der demokratischen Staaten und der Europäischen Union,
Sie sind diejenigen,
die die Möglichkeit haben, das Schicksal der unterdrückten Völker durch ihre
eigenen Machthaber zu ändern. Wir wollen Ihnen hiermit das Anliegen unserer 90
Mio. Mitbürger/innen vortragen, mit Bitte um Ihre Unterstützung für den Kampf für
unser Selbstbestimmungsrecht, das uns von jeher beraubt worden ist.
Sehr verehrte
Regierungen, die die Pariser Vereinbarung 1975 unterschrieben haben,
Als Mitunterzeichner
des Abkommens werden Sie hiermit aufgefordert, Ihre Verpflichtungen nun auszuführen.
Sie können somit Ihre vernachlässigte Verantwortung erfüllen und dem
unglücklichen Volk Vietnams sein Glück zurückgeben. Weil Sie Ihrer
Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, konnten die Kommunisten aus dem Norden
das Südvietnam einverleiben.
Sehr verehrte Hr.
Generalsekretär der Vereinten Nation,
Ihr Vorgänger war
Zeuge der feierlichen Unterzeichnung der Schlussakte vom 02. März 1975 der
Pariser Vereinbarung. Wir appellieren Sie, die mitunterzeichnenden Staaten zu
erinnern, damit sie ihrem Engagement „dem Volk Vietnams seine fundamentalen
Nationalrechte und der Bevölkerung des Südvietnams ihr Selbstbestimmungsrecht
herzustellen“ - wie es in der Pariser Vereinbarung steht - Folge leisten.
Sehr verehrte Verfechter/innen
der Freiheit und Demokratie in der Welt,
Wir appellieren Sie
hiermit, Ihre Bemühungen zu intensivieren und unseren Kampf zu unterstützen,
denn Ihre Ideale sind unsere. Nun ist es höchste Zeit für das vietnamesische
Volk, seine vollständige Freiheit und seine heilige Selbstbestimmungsrecht
zurück erkämpfen zu müssen, um sein Schicksal zu ändern und sein Vaterland vor
einer neuen Invasionsgefahr effektiver
zu verteidigen.
Paris, den 30. April
2014
Für die Bewegung für
Selbstbestimmungsrecht des vietnamesischen Volkes
Der Präsident
Lê Trọng Quát,
Rechtsanwalt
Ehm. Staatsminister
der Republik Vietnam (RVN)
Ehm. Leiter des
Innen- und Verteidigungsausschusses im Parlament, RVN
Ehm. Berater des
Verfassungsschutzes, RVN
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