Vietnamesen im Ruhrgebiet:
Mitglieder wollen Kultur ihres Heimatlandes pflegen
WITTEN Das Heimatland seiner Eltern, Vietnam,
hat Minh-Khoa Vu noch nie besucht. „Ich möchte gerne nach Vietnam, aber erst
wenn es dort keine kommunistische, sondern eine demokratische Regierung gibt“,
sagt der 24-Jährige, der vietnamesische Kultur in Deutschland pflegen
möchte.
Vor einem Jahr hat der Student mit anderen Vietnamesen, vorwiegend
Studenten, den Verein der Vietnamesen im Ruhrgebiet gegründet. „Wir Vietnamesen
haben in Deutschland kein Integrationsproblem.
Viele von uns sind so gut integriert, dass sie darüber ihre eigene Kultur vergessen. Das ist schade. Wir möchten vietnamesische Kultur lebendig halten“, sagt der Medizinstudent.
Verletzung der Menschenrechte
Doch der Verein mit bisher 50 Mitgliedern sieht für sich auch eine klare politische Aufgabe: in Deutschland die Menschenrechtsverletzungen der kommunistischen Regierung in Vietnam bekannt zu machen.
„Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Vietnam werden immer besser. Deutsche Politiker sollten beim Aufbau von Wirtschaftsbeziehungen mit Vietnam aber auch beachten, dass dort Menschenrechte verletzt werden“, betont Minh-Khoa Vu.
„Mein Vater war politisch sehr aktiv“
Sein Vater kam kurz vor Ende des Vietnamkrieges in den 70er Jahren nach Deutschland, um zu studieren und ist geblieben. An eine Reise in die Heimat, so der Sohn, sei nicht zu denken: „Mein Vater war politisch sehr aktiv. Das wäre zu gefährlich.“
Wieviele Vietnamesen in Deutschland leben, wissen Vu und Thi Niem Nguyen nicht. Sie hoffen, dass ihr Verein wachsen wird, um ein Stück Vietnam in Deutschland leben zu lassen. Thi Niem Nguyen gehört zu den „Boat People“, die Ende der 70er Jahre flohen.
Von einem deutschen Frachter gerettet
Mit ihren Geschwistern und weiteren 76 Flüchtlingen hat sie ihre Heimat 1979 in einem kleinen Boot verlassen. Drei Tage trieben sie auf dem offenen Meer, bevor ein deutscher Frachter sie rettete. In Deutschland kam die damals 20-jährige direkt nach Witten.
Sie arbeitet als Kosmetikerin und würde ihre Heimat gern einmal wiedersehen. Aber auch sie fürchtet das kommunistische Regime und hofft, dass es irgendwann abgelöst und der Weg frei wird.
Musik und Kampfkunst aus der Heimat
Der Vietnamkrieg – Sieg der Falschen“ heißt das Buch, das der Kriegsreporter Dr. Uwe Siemon-Netto bei der ersten großen Veranstaltung des jungen „Vereins der Vietnamesen im Ruhrgebiet“ vorstellen wird. Treffpunkt ist am Samstag, 22. März, ab 15 Uhr die Holzkamp-Gesamtschule.
Nach der Buchvorstellung hat der Verein ab 19 Uhr ein vietnamesisches Kulturprogramm. Auftreten werden die Sängerin Kim Loan, die Kampfkunstgruppe Diem Sang und der Pianist Thai-Ton Ha Van sowie andere Tänzer und Sänger. Dazu gibt es vietnamesische Speisen. Der Eintritt ist frei.
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